Kagel

Kagel
Kagel
 
[spanisch ka'xɛl], Mauricio Raúl, Komponist und Regisseur argentinischer Herkunft, * Buenos Aires 24. 12. 1931; war 1950 Mitgründer der Cinémathèque Argentine in Buenos Aires, wurde 1955 Studienleiter an der Kammeroper und Direktor des Teatro Colón ebenda; 1957 ließ er sich in Köln nieder, wurde 1967 Gastdozent an der Film- und Fernsehakademie Berlin und war 1974-97 Professor für Neues Musiktheater an der Musikhochschule in Köln.
 
In die Tradition der neuen Wiener Schule hineingewachsen und I. Strawinsky verpflichtet, ging Kagel von der seriellen Musik aus, war aber von Anfang an bestrebt, deren konstruktivistische Strenge durch die Wahl oft unkonventioneller, überraschender Ausdrucksmittel zu brechen. In »Sur scène« (1960, kammermusikalisches Theater in einem Akt) entwickelte er das von ihm so genannte »instrumentale Theater«, dessen gestalterische Prinzipien den Charakter seiner Werke bis heute bestimmen. Dabei werden - zum Teil nach seriellen Gesichtspunkten - alle denkbaren audiovisuellen Kommunikationselemente (Parameter) der Bühnensprache, wie Geräusche, Musik, Bühnenbild, Licht, Bewegungsabläufe und Mimik der Instrumentalisten und Akteure, im Sinne einer künstlerischen Gesamtsprache bis ins Detail festgelegt. Ab Ende der 60er-Jahre (Film »Ludwig van«, 1969; »Staatstheater«, 1971) räumt Kagel der Auseinandersetzung mit der Tradition zunehmend Raum ein, wobei mittels Collage- und Zitattechniken auch ironisierende und karikierende Inszenierungsmomente eine tragende Rolle spielen, etwa in der »Sankt-Bach-Passion« (1985), in der J. S. Bach selbst als ein die Musik kommentierender Erzähler auf der Bühne erscheint. Kagel, der sich als musikalischer Kosmopolit begreift, will durch seine kompositorische Sprache eine Intensivierung der Wahrnehmung bewirken, wobei im konzentrierten Wechselverhältnis von Hören und Sehen eine Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart suggeriert wird, die in ihrer Widersprüchlichkeit unsere kulturell-politische Situation beleuchten und zum Nachdenken anregen soll.
 
Weitere Werke: Bühnenwerke: Mare nostrum. Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraums durch einen Stamm aus Amazonien (1975, szenisches Spiel für Countertenor, Bariton, Flöte, Oboe, Gitarre, Harfe, Violoncello und Schlagzeug); Kantrimiusik (1975, Pastorale für Stimmen und Instrumente); Die Erschöpfung der Welt (1980, szenische Illusion in einem Aufzug); Aus Deutschland. Eine Liederoper (1981); Tantz-Schul (1988, Ballet d'action).
 
Instrumental- und Vokalwerke: Dos piezas (1952, für Orchester); Heterophonie (1961, für außereuropäische Instrumente); Klangwölfe (1979, für Geige und Klavier); Prinz Igor (1982, eine Totenmesse für I. Strawinsky); Ein Brief (1986, Konzertszene für Mezzosopran und Orchester); Quodlibet (1988, Kantate über französische Chansontexte aus dem 15. Jahrhundert für Solostimme und Orchester); Verstümmelte Nachrichten (1992, für Bariton und Instrumente); Schattenklänge (1995, drei Stücke für Bassklarinette); Orchestrion-Straat (1996, für Kammerensemble); Entführung im Konzertsaal (2000, konzertante Oper).
 
Hörspiele: Die Umkehrung Amerikas (1976); Der Tribun (1979); Der mündliche Verrat (1987).
 
Film: Ex-Position (1978).
 
Schrift: Tamtam. Monologe und Dialoge zur Musik (1975).
 
 
D. Schnebel: M. K. Musik, Theater, Film (1970);
 Christian Martin Schmidt: Brennpunkte der Neuen Musik (1977);
 K.-H. Zarius: Staatstheater von M. K. (Wien 1977);
 W. Klüppelholz: M. K. 1970-1980 (1981).

Universal-Lexikon. 2012.

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